Bauprojekt La Colline: Rechtswidrige Schädigung des benachbarten Naturschutzgebiets Schwinbach-Aue hält unverändert an
Unter Schutz stehendes Feuchtgebiet in kulturell einzigartiger Umgebung weitgehend trockengelegt, zahlreiche Wasserverschmutzungen belegt
Hauptverhandlung des Antrages von Helvetia Nostra vor Bundesgericht geht weiter
- Nach Verschmutzung und Trübung des Quellwassers über Wochen wurden in der Naturschutzzone Schwinbach-Aue im Februar sowohl die Nord- wie die Südquelle mit ihren Quellbächen trockengelegt. Ebenso ist der Weiher in der benachbarten Grünzone weitgehend trockengefallen.
- Die regelmässige Verschmutzung des Quellwassers mit Baustellenabwasser und die Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte vor dem Versiegen der Quellen sind durch zahlreiche Wasseranalysen eines unabhängigen Umweltanalytiklabors belegt.
- Aktuell versucht die Bauherrschaft auf Anweisung der kantonalen Behörden, das fehlende Wasser zumindest teilweise künstlich einzuleiten, um die weitere Schädigung der empfindlichen Quell- und Wasserlebensgemeinschaften zu begrenzen. Die aktuell zugeführte Wassermenge ist allerdings zu gering, um das geschützte Feuchtgebiet ausreichend zu bewässern.
- Das durch Schläuche zugeführte Ersatzwasser war in der Woche vor Ostern wiederholt stark verschmutzt (pH 12, Nitrit) und getrübt. Das stark basische Wasser bedeutet für die Quellfauna in den beiden betroffenen Gerinnen der Nord- und Südquelle eine existenzielle Bedrohung.
- Die Schädigung des Naturschutzgebietes durch die Bauarbeiten für La Colline geht aufgrund der kumulativen Belastung leider unvermindert weiter. Detaillierte Informationen finden Sie in unserem aktuellen Newsletter vom 26. April 2021.
- Am 2. Mai entdeckte die IDA den Überlauf grosser Mengen von verschmutztem Baustellenabwasser (ätzendes Betonwasser mit pH 12 und stark erhöhtem Nitrit) direkt ins Naturschutzgebiet und meldete dies den zuständigen Behörden. Die durch die Kantonspolizei und das kantonale Amt für Umwelt und Energie (AUE) aufgebotene Feuerwehr konnte den Überlauf schliesslich mittels Sandsäcken stoppen (siehe Artikel in der Basler Zeitung sowie im Wochenblatt).
- Von Mai bis Juli entdeckte die Initiative IDA insgesamt zwölf Übertritte von stark ökotoxischem Betonwasser in das Naturschutzgebiet in grossen Mengen (siehe Updates).
- Die Notbewässerung der im Februar durch die Bauarbeiten trockengelegten Quellen funktioniert weiterhin nicht ausreichend. Insbesondere die zu geringe und stark schwankende Wassermenge und die zu hohen Wassertemperaturen schädigen die auf ganzjährige kühle und konstante Wassertemperatur von 12°C angewiesene Quelllebensgemeinschaft weiterhin.
Hier finden Sie die aktuellsten Zeitungsartikel zum Thema:
Wochenblatt: Und wieder fliesst Gift in die Schwinbach-Aue (14. Juli 2021)
Basler Zeitung: Das giftige Wasser ist wieder da (7. Juli 2021)
Wochenblatt: Giftiges Baustellenwasser tötet Tiere im Naturschutzgebiet (6. Mai 2021)
Basler Zeitung: Giftiges Wasser läuft in Naturschutzgebiet (4. Mai 2021)
Basler Zeitung: Nun meldet sich die Bauherrin zu Wort (3. April 2021)
Basler Zeitung: Interview mit dem Hydrogeologen Peter Huggenberger (24. März 2021)
Basler Zeitung: Das geschützte Feuchtgebiet verdurstet (3. März 2021)
Basler Zeitung: Darüber muss man schreiben dürfen (Kommentar, 3. März 2021)
Wochenblatt: Schwinbach-Aue: Rettung noch möglich? (4. März 2021)
bz – Zeitung für die Region Basel: Wurde die Wasserquelle verschmutzt? (4. Februar 2021)
Was wollen wir?
Angesichts der Gefährdung eines ökologisch wertvollen Gebietes sowie eines nationalen Kulturgutes mit internationaler Ausstrahlung möchten wir eine möglichst breite öffentliche Diskussion anstossen.
Wir fordern die Überprüfung der zwei Grossbauprojekte „Schwinbach Süd“ sowie „La Colline – Auf der Höhe“ in Arlesheim durch entsprechende Fachstellen unter Berücksichtigung der bestehenden Naturwerte, der Schönheit des Landschaftsbildes sowie des unmittelbar benachbarten Goetheanumareals als nationales Kulturdenkmal.
- Zusammen mit der Fondation Franz Weber, dem WWF Region Basel sowie dem Arlesheimer Naturschutzverein und dem Dornacher Natur- und Vogelschutzverein erachten wir die Erhebung der Naturwerte (Naturinventar) als Entscheidungsgrundlage für jedes weitere Vorgehen als unbedingt notwendig. Wir stützen uns dabei auf das Gesetz über den Natur- und Landschaftsschutz des Kantons Baselland, welches ein solches Naturinventar bei Nutzungsplanungen fordert.
- Angesichts der nationalen und internationalen Bedeutung des architektonischen Kulturgutes sowie dessen Lage direkt an der Kantonsgrenze ist bei der denkmalpflegerischen Überprüfung die bisher unterbliebene interkantonale Zusammenarbeit unabdingbar.
Ziel ist ein respektvoller Umgang mit diesem ökologisch wertvollen Gebiet und dem einzigartigen landschaftlichen und architektonischen Kulturgut.
Worum geht es?
Das Grenzgebiet Dornach-Arlesheim entlang des Schwinbaches liegt eingebettet in eine sanfte, durchgrünte Hügellandschaft mit ausgedehnten naturnahen Gärten, einem grossen wertvollen Baumbestand sowie geschützten Feuchtgebieten. Das Gebiet verfügt über einen grossen Reichtum an Pflanzen und Tieren, die teils als seltene und gefährdete Arten unter Schutz stehen. In diesem ökologisch und landschaftlich wertvollen Gebiet steht im Kanton Solothurn (Dornach) das Goetheanum als einzigartiges, national geschütztes Kulturgut mit internationaler Ausstrahlung, direkt an der Grenze zu Baselland (Arlesheim). Es ist umgeben von einer Vielzahl weiterer herausragender Beispiele der plastisch-organischen Architektur. Das „Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung“ (ISOS) erfasst das Goetheanum sowie viele weitere Umgebungsbauten unter dem höchstmöglichen Erhaltungsziel.
In den Augen des Initiativkomitees sind dieses Gesamtkunstwerk von sorgfältig auf die Landschaft abgestimmten, architektonisch einzigartigen Bauwerken sowie die bedeutenden Naturwerte durch zwei Grossbauprojekte auf der Nordseite des Goetheanums gefährdet. Geplant sind am Fuss des Goetheanumhügels auf einem Areal von rund 25’500 m2 zwei ausgedehnte Überbauungen, einerseits das Projekt „La Colline“ mit 29 Wohnungen und 16 Reiheneinfamilienhäusern, anderseits eine Überbauung auf dem Areal „Schwinbach Süd“ mit knapp 60 Wohnungen. Beide Projekte sind im Kanton Baselland situiert, direkt an der Kantonsgrenze zu Solothurn unmittelbar nördlich des Goetheanums.
Aus Sicht des Initiativkomitees verletzen diese zwei Bauprojekte den Umgebungsschutz als integralen Bestandteil eines effektiven Denkmalschutzes. Die südlichsten Gebäude der Überbauung werden sehr nahe den von Rudolf Steiner entworfenen Bauten des Glashauses, des Verlagshauses und des Heizhauses mit seinem weitherum sichtbaren Kamin zu liegen kommen. Es ist davon auszugehen, dass durch die insgesamt 14 geplanten Wohnblöcke der einzigartige Gesamteindruck des Goetheanumareals mit seinen plastisch-organischen Gebäuden von Norden her verloren ginge.
Gleichzeitig ist im Hinblick auf das nördlich an das Goetheanum anschliessende Gemeindegebiet von Arlesheim eine irreversible Zerstörung des einmaligen Landschaftsbildes Richtung Ermitage und Burg Birseck als kantonal geschütztes Kulturdenkmal zu befürchten. Schliesslich handelt es sich beim Schwinbachareal um ein ökologisch wertvolles Gebiet mit einem grossen Reichtum an Tieren und Pflanzen, welches bei Umsetzung des geplanten Bauprojektes zum grössten Teil verloren ginge.
Somit bestehen gegen die beiden Grossbauprojekte in ihrer jetzigen Form von Seiten des Initiativkomitees schwere Bedenken sowohl aus Sicht des Landschafts- und Denkmalschutzes sowie des Naturschutzes.

Blick vom Goetheanumhügel Richtung Arlesheim auf das ausgesteckte Bauprojekt „La Colline“. Im Vordergrund das „Glashaus“ (links), dahinter Teile des geschützten Feuchtgebietes Schwinbach-Aue sowie das „Verlagshaus“ (rechts).
Blick von „Uf dr Höchi“ Richtung Goetheanum mit dem weit herum sichtbaren Kamin des Heizhauses. Unmittelbar davor das ausgesteckte Bauprojekt „La Colline“.


Areal „Schwinbach Süd“ mit grosser Vielfalt an ökologisch wertvollen Bäumen und Hecken sowie bedrohten und geschützten Tierarten; Sicht auf Goetheanum.
Nachfolgend ein Lageplan mit den markierten Grundstücksflächen der zwei geplanten Bauprojekte in Arlesheim BL, unmittelbar an der Grenze zu Dornach SO.


Wer sind wir?
Wir sind Menschen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, die sich aus privater Initiative zusammengeschlossen haben im Dienste des Naturschutzes sowie des Landschafts- und Denkmalschutzes in der Grenzregion Dornach-Arlesheim.
Die Initiative ist unabhängig von anderen Organisationen und verfolgt keine privaten Interessen.
Für das Initiativkomitee
Jennifer Mc Gowan, Ärztin, Arlesheim
Nicole Huber, Dr. med., Arlesheim
Ueli Steiger, Ingenieur MSc ETH, Zürich
Michael Lindenmaier, MSc Geographie, Dornach
Martina Landert, Disponentin, Zürich
Gaëtan Milliard, Dipl.-Ing., Neuchâtel
Simon Steiger, Umweltwissenschaftler MSc ETH, Uster
Jonas Rohloff, MSc, IT-Projektleiter, Freiburg i.Br.
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